"Die Königstour"
Unsere Gesamtbewertung:
4 von 5 Sternen
Schwierigkeitsgrad "mittel"
innerhalb der Kategorien:
Mittelgebirge/ Halbtagestour
(mehr Bilder finden Sie weiter unten auf dieser Seite im Rahmen einer
"Fotostrecke")
Ein Hauch von Märchen und Romantik umweht die imposanteste Erhebung
des Osthessischen Berglandes im Naturpark Meißner - Kaufunger Wald,
den Hohen Meißner (neuerdings "Geonaturpark Frau Holle Land"), in dem
der Sage nach jene Dame, die den Schnee aus ihren Kissen auf die Welt
rieseln lässt, zu Hause ist. Mit einer Höhe von knapp 754 Metern ü. N. N.
überragt das Massiv mit seinem charakteristischen über vier Kilometer
langen Rücken die umliegende hügelige Landschaft als höchster Berg
Nordosthessens. Seinen heutigen Namen "Hoher Meißner" trägt der Berg
übrigens erst seit einem Fest der deutschen Wandervogel-Jugendbewegung
im Jahre 1913. Bis dahin hieß er schlicht Meißner, was ursprünglich wohl
soviel bedeutete wie "Der Weiße" oder "Wiesenberg".
Auf der ca. 13 Kilometer langen Premiumstrecke (P1) wird der Wanderer
zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten des sagenumwobenen Berges geführt,
so dass die Tour sich sowohl interessant als auch technisch und topografisch
sowie die Vegetation betreffend außerordentlich abwechslungsreich gestaltet.
Wir haben sie im Juli, im Oktober und im Februar für Euch ausprobiert und
waren jedes Mal begeistert. Unsere Fotostrecke enthält Aufnahmen aus
Sommer und Herbst.
Zu den Highlights der Tour gehören die bizarren Basaltformationen der
"Kitzkammer", der überaus romantische Waldpark "Seesteine" mit seinen
bemoosten Felsen, der "Frau-Holle-Teich", die Kuppe der "Kalbe", von der
aus man auf den "Kalbesee" (einem schönen Überbleibsel des Braunkohle-
Tagebaus) und unter anderem auf das Werratal und den Thüringer Wald
hinunterschaut. Wunderbare Aussichtspunkte sind außerdem das Meißner-
haus auf der Südwestseite des Massivs sowie das "Schwalbenthal".
Wir haben für unsere Touren jeweils den "Viehausparkplatz"
als Ausgangspunkt gewählt.
Länge
13 km
Landschaft
Berghänge und Hochplateau mit botanischen Schätzen und
reichem Mischwaldbestand. Panoramablick auf das Meißner
Umland mit Wäldern, Hügeln und Ortschaften.
Streckenführung
Sehr abwechslungsreiche, clevere Weggestaltung mit schmalen
Pfaden, breiteren Waldwegen, idyllischen Weidedurchquerungen,
Kraxelabschnitten über Felsstufen.
Mehrere Aussichtspunkte mit weitem Blick.
Ganz kurzer Straßenabschnitt und wenige Wirtschaftswege.
Historisch interessantes Terrain mit einigen Gedenktafeln und -orten.
Viele Rastplätze/ Bänke, sowohl überdachte als auch freie.
Aus Sicherheitsgründen würden wir davon abraten, die Tour bei
starker Nässe und Schnee bzw. Glätte komplett zu machen,
da es an einigen Stellen sehr steil über Felsen geht.
Streckenzustand
Wir fanden stets sämtliche Wege und Pfade in prima Zustand vor.
Einzige Ausnahme bildet eine einige Quadratmeter große Stelle
bei der Kitzkammer, wo man nach Regenfällen etwas Mühe hat,
die Matschpfützen zu durchqueren.
Die Beschilderung (P1) ist durchgängig gut.
Schwierigkeitsgrad
Technisch grundsätzlich leicht bis mittel. Allerdings hinter den
"Seesteinen" ein etwas anstrengender, steiler Aufstieg über
Felsstufen, für den Trittsicherheit und Kondition erforderlich sind
und den kleinere Kinder oder ältere Personen evtl. aufgrund
der einzelnen "Stufenhöhen" nicht schaffen könnten.
Erforderliches Equipment
Wir empfehlen, so wie meistens in bergigem Gelände, knöchelhohe
Wanderschuhe. Bei sonnigem Wetter sind für den P1 dringend
aufgrund der ungeschützten Plateaufläche Kopfbedeckung,
Sonnenbrille sowie Sonnenschutzcreme angeraten.
Da Brotzeit und Picknick an vielen malerischen Stellen
möglich ist, würden wir eigenen Proviant mitführen.
Allerdings existieren auch Einkehrmöglichkeiten.
Familientauglichkeit
Eine schöne, abenteuerliche Strecke für lauffreudige, nicht
ganz
ungeschickte Kinder ab Grundschulalter. Für Buggy & Co. nicht geeignet.
Allerdings gibt es auf dem
Plateau des Meißner und im Bereich
des Jugendheims einige schöne, ausdrücklich für Rollstuhlfahrer
empfohlene (und natürlich für Kinderwagen ebenfalls geeignete) Wege.
Wandern mit Hund
Für Hunde sollte die Strecke gut zu bewältigen sein. Aber auch hier
bitte aus Höflichkeit wieder beachten, dass es auch unter Wanderern
Hundephobiker gibt und man sich an einigen engen Stellen mit dem
Tier
an Entgegenkommenden vorbeiquetschen müsste.
Tipps
Falls Kinder dabei sind, sollte man sich vorher
ein wenig
in die Märchen- und Sagenwelt des Hohen Meißner einlesen
und an entsprechenden Stellen, wie etwa an der Kitzkammer
oder am Frau-Holle-Teich, die eine oder andere spannende
Mär zum Besten geben.
Achten Sie mal drauf: Ab Aussichtspunkt "Schwalbenthal" kann
man
bei entsprechender Windrichtung häufig schon den Geruch
der
"Stinksteinwand" wahrnehmen – eine Mischung aus faulen Eiern
und frischem Teer. Nicht ganz angenehm aber interessant.
Als Laufrichtung empfehlen wir ausdrücklich die von uns gewanderte Variante.
Für
Ski-Freunde gibt es übrigens auf dem Hohen Meißner ausgedehnte
Loipen sowie ein Wintersportgebiet mit drei Pisten und zwei Skiliften.
Foto-Streckenbeschreibung
(Bilder bitte anklicken, um sie Großformat zu betrachten)
Starten kann man diese
Tour vom Frau-Holle-Teich
aus sowie vom Aussichtspunkt
Schwalbenthal, vom Berggasthof,
vom Naturfreundehaus oder
vom Viehhaus-Parkplatz.
Wir bevorzugen letzteren und
befinden uns nach wenigen
Metern bereits auf einem
hübschen Waldweg inmitten
von Laubbaumbestand, wo
man sich erst einmal ohne
nennenswerte Anstrengungen
warmlaufen kann.
Zu diesem Zeitpunkt waren
wir noch ahnungslos, welche
wilden Ungeheuer uns auf
diesem wahrlich märchenhaften
Berg begegnen würden
(siehe links im Hintergrund).
Alsbald knickt der Weg
nach rechts ab und man wird über schöne Waldhänge
steil hinunter zum ersten Highlight, der sogenannten "Kitzkammer", geführt.
Mit Rehkitzen hat die Namensgebung dieses sagenumwobenen Ortes nichts
zu tun, sondern sie ist vermutlich von dem Wort "Kauz" abgeleitet.
Diese kleine Eulenart sucht gern in den Nischen solcher Wände Schutz.
Mystisch die
Märchen, die sich um diesen Ort ranken: Es heißt, Frau Holle hause
in diesen Felsen. Sie habe einst eitle, streitsüchtige Mädchen darin eingesperrt
und auch gern mal in Katzen verwandelt, die freundlichen Wanderern fortan
den Weg weisen und böse Gesellen in die Irre führen mussten.
Auch wird berichtet, dass
an der Kitzkammer manch einem Wanderer eine
"hohe, weiße Frau" mit einem Schlüsselbund erscheine, um dann in der
Felswand zu verschwinden.
Es handelt sich
um eine beachtliche
Formation aus
Säulenbasalt, einem
Gestein, dass vor
Jahrmillionen durch
Kristallisierung an
der Erdoberfläche
abgekühlter Lava
entstand.
Da wurde es
matschig.
Die Strecke ist
ansonsten wirklich
super in Schuss, aber
hier sammelt sich nach
Regen großflächig
Feuchtigkeit an
und man bemüht sich
sehr, kein unfreiwilliges
Schlammbad zu nehmen.
Anregung an den
Wegbetreiber:
Einige Schaufeln
Kies wären toll!
Kurz fragt sich
hier der Fotograf,
ob er Leilah wirklich
durch den Schlamm
folgen soll oder
ob nicht doch noch
eine Alternativroute
existiert.
Kurze knappe
Antwort: Nein, da
muss man durch.
Eine Info-Tafel
erinnert
an die jugendbewegte
Vergangenheit des
Hohen Meißner und
ihre Protagonisten
wie zum Beispiel den
Göttinger Studenten
Christian Schneehagen.
Von der Kitzkammer aus
geht es über Waldwege,
eine riesige Lichtung und
eine Weide weit hinauf zur
Gaststätte Meißnerhaus
mit Naturfreundehaus,
zum Jugendwaldheim
(wo man sich auch als
Wanderer zum Nächtigen
anmelden kann) und zum
Berggasthof Hoher Meißner.
Huch, ein Monster
am Wegesrand! Welches wilde Tier oder Ungeheuer
wurde denn da von Frau Holle in einen Baum verwandelt? :-)
Nachdem die Anhöhe mit den Gasthäusern und Jugendunterkünften
erklommen war, führt uns der P1 übrigens bald wieder weit hinunter
zum nächsten Highlight.
Romantik ist grün
und felsig: die "Seesteine", ein wunderschöner,
natürlicher Park mitten im Wald. Von dem namensgebenden, stehenden
Gewässer, das hier einst existierte, ist schon lange nichts mehr
zu sehen, aber vor allem im diffusen Lichtschein der Sonne,
der durchs Blätterdach dringt, erscheint dieser Ort wie eine
mystische Traumwelt und lädt zum Verweilen ein.
Einige Täfelchen
mit gerahmten Gedichtzeilen über Wald und Natur
unterstreichen die magische, poetische Stimmung. Ein wunderbarer Kraftort
auch für Menschen, die nicht nach spirituellen Erfahrungen streben.
Felsen säumen
den spannend
angelegten Pfad,
der uns zu
unserer absoluten
Lieblingsstelle der
Tour führt.
Erst einmal
lassen wir
die Seesteine
hinter uns.
Das Terrain
hat noch
immer die
Anmutung
eines wilden
Parks.
Ja, und dann
erahnt man
bereits, dass
es gleich steil
werden wird…
…sehr steil…
…wirklich
seeehr
steil…
Was soll’s:
Wir wollen da
hoch und wir
kraxeln jetzt bei
28 °C wacker
aufwärts.
Sieht ja keiner
die Schweißperlen
auf der Stirn,
denn auch bei
Sonnenschein
ist die Strecke
wochentags nicht
überlaufen. :-)
Ein Wanderstock
leistet hier gute
Dienste.
Wir bevorzugen aus
Sicherheitsgründen
den Aufstieg statt
eines Abstieges an
dieser Stelle und
raten daher auch,
den P1 in eben
dieser Laufrichtung
zu erkunden.
Auf Felsstufen
erklimmt der
Wanderer eine
Steilwand, auf
deren Gipfel
man ganz herrlich
verschnaufen,
picknicken und
schauen kann.
Wunderschön, die
moosüberwucherten Felswände beim Aufstieg.
Ralf demonstriert
hier
die alternative, kürzere
Aufstiegsmethode…
jene für ambitionierte
Freeclimber. ;-)
Vorsichtiger Blick
in die Tiefe.
Beachtlich viele
Höhenmeter auf
kurzer Strecke
bewältigt.
Noch wenige
Schritte bis zum
Zwischenstopp
in luftiger Höhe.
Na, zu viel
versprochen? Das ist doch mal eine Stelle für eine Brotzeit.
Da kann kein Schnellrestaurant mithalten! ;-)
Und kaum ist
der Schweiß
getrocknet,
werden die
soeben
einverleibten
Kalorien auf
steilem Pfad
wieder
verbrannt.
Oh, schon wieder
ein wildes Ungeheuer, diesmal eines mit quiekgelbem Fell.
Andernorts gibt es vielleicht Wölfe oder Bären, aber der Berg der Frau Holle
hat auch tolle Tiere zu bieten! Vorsicht, nicht drauftreten!
Der Aussichtspunkt
Schwalbenthal ist erreicht. Goldgelb leuchten
die Getreidefelder im Juli vor den reich bewaldeten Kuppen des
Meißner Umlandes. Bereits hier können feine Nasen den Geruch der
anhaltenden Ausdünstungen des ehemaligen Braunkohletagebaus
am nahen Kalbesee erschnuppern.
Eine dort
installierte Schautafel erleichtert die Orientierung und zeigt,
wie viele Ortschaften und topografische Gegebenheiten man bei
guter Fernsicht von hier aus entdecken kann.
Und ganz ehrlich: Jedes Fleckchen Erde im schönen Werratal ist
eine Erkundung durch den Wanderer wert! Eine zauberhafte Gegend!
Nachdem eine
ganz kurze
Distanz am
Straßenrand
bzw. auf dem
Waldpfad
direkt parallel
zur Fahrbahn
zurückgelegt
wurde, geht es
wieder einmal
bergauf.
Beinahe
mediterran
mutet der
steile, von
Beerensträuchern
gesäumte
Kraxelpfad an.
Die "Kalbe" ist
erreicht: Und noch einmal der fantastische Ausblick auf das Meißner-Umland.
Die sogenannte
Stinksteinwand jenseits des Sees zeugt vom ehemaligen Braunkohletagebau.
Wer bis dahin noch
nicht ausgiebig pausiert hat, könnte auf einer der vielen
gemütlichen Sitzgruppen mit Blick auf den Kalbesee Rast machen oder auf
der Wiese eine Picknickdecke ausbreiten.
Leilahs Blick bedeutet übrigens: "Ich brauche jetzt dringend eine Handvoll
Studentenfutter!" Hat sie gekriegt.
Vorbei an
türkis-blau
schimmernden
Blockhalden
geht es
weiter auf
dem Plateau.
Wer den Abstecher
zum Frau-Holle-Teich wahrnehmen möchte,
sollte sich allerdings nicht zu früh über die soeben gewonnenen
Höhenmeter freuen, denn dorthin geht es wiederum ordentlich
bergab über einen Waldhang.
Mit spiegelglatter
Oberfläche präsentiert sich der Teich, der Sage
nach der Eingang zum Reich der Frau Holle. Tische und Bänke
laden auch hier wieder zum Verweilen ein. Es handelt sich um
ein recht kleines, unspektakuläres aber idyllisches Gewässer.
Bäume, Gräser
und geschnitzte
Frau-Holle-Skulptur
als schöne
Reflektion auf der
Wasseroberfläche.
Weitaus
spannender
als den
Frau-Holle-
Teich finden wir
persönlich den
anschließenden
Aufstieg im urigen,
steilen Eulenstieg.
Liebevoll
eingebaute
Ideen wie etwa
die hölzerne
Brücke machen
diese Strecke
abwechslungsreich
und sorgen
für Freude.
Auch bei
herbstlich
kahlen Ästen
hat diese Stelle
noch eine
wunderbare
Ausstrahlung.
Sobald der
Eulenstieg geschafft ist, befindet man sich wieder auf
dem Plateau des Hohen Meißner und hat fortan keine nennenswerten
Steigungen mehr zu absolvieren. Hier oben lohnt sich der aufmerksame
Blick in die Pflanzenwelt, die dem Kennerblick einige Raritäten offenbart.
Rein technisch
gesehen wird die Strecke hier ein wenig öde, und
solche gewundenen Wiesen- und Waldpfade stellen die Ausnahme dar.
Überwiegend auf geraden Wirtschaftswegen geht es die nächsten
Kilometer auf den höchsten Bereichen des Meißner voran.
Erst gegen Ende der Tour, wenn man sich wieder dem Waldparkplatz
Viehhaus nähert, durchquert man noch einmal auf hübschen
Schlängelpfaden den Wald. Angesichts der vielen Highlights ist die
kurze "Durststrecke" auf dem Plateau allerdings leicht zu tolerieren.
Und: Wer bei Schnee vor Ort ist, erlebt natürlich gerade auf dem
Meißner-Plateau eine Wintertraum-Landschaft.
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